Das massenhafte Bienensterben stellte Experten und Wissenschaftler lange Zeit vor ein Rätsel. Mittlerweile konnten verschiedene Ursachen identifiziert werden.
Wie bedeutsam ein kleines Insekt für unseren Planeten sein kann, rückte erst vor ein paar Jahren in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. In den 2000er-Jahren wurde erstmals vom sogenannten Bienensterben in den Medien berichtet. Ganze Bienenvölker starben einen mysteriösen Tod, den weder Experten noch Wissenschaftler erklären konnten. In manchen Regionen der Welt waren bis zu 80 % der Bienenvölker betroffen. Mittlerweile konnten verschiedene Ursachen identifiziert werden.
Der Dokumentarfilm “More than Honey” zeigt eindrucksvoll, dass das massenhafte Bienensterben durch die industrielle Bienenhaltung begünstigt, wenn nicht sogar verursacht wird. Die Ausbreitung von Krankheiten wird durch die Massentierhaltung der Bienenvölker gefördert. Unter dem Einsatz von Pestiziden und Antibiotika haben sowohl Tiere als auch Menschen zu leiden. Das macht die Honigproduktion alles andere als nachhaltig.
Die Bestäubungstätigkeit der Bienen ist unverzichtbar in der Landwirtschaft und für die Artenvielfalt der Natur. Besonders Früchte, Gemüse, Nüsse und Gewürze sind auf die Bestäubung der Bienen angewiesen. Albert Einstein soll sogar gesagt haben: “Erst stirbt die Biene, vier Jahre später der Mensch.”
Für viele Imker sind Bienen ein Hobby, welches sich positiv auf die Natur auswirken kann – solang die Honigproduktion nicht im Vordergrund steht. Entscheidend ist dabei die Bienenart. Denn die wilden Verwandten der Honigbiene wie die Hummel oder andere Wildbienen produzieren zwar weniger Honig, sind im Bestäuben von Pflanzen aber deutlich effektiver. Im Fokus der Kritik steht daher in erster Linie die Massenproduktion, welche die verschiedenen Ursachen für das Bienensterben vereint.
Eine dieser schweren Krankheiten ist die Varroose, ein Befall von Bienenvölkern durch die Varroamilbe. Dieser Milbenbefall schwächt die Bienen auf verschiedene Weise. Zum einen verlieren die befallenen Larven direkt an Gewicht, sodass die geschlüpften Bienen kleiner sind als gesunde Tiere und ihre Lebensspanne deutlich verkürzt ist. Zum anderen werden durch die Milben weitere Viren übertragen und das Immunsystem der Bienen geschwächt. Damit ist die Varroamilbe eine der Gründe für das massenhafte Bienensterben.
Die Angst vor der Varroamilbe und weiteren Krankheiten veranlasst die Imker dazu, Antibiotika in der Bienenzucht anzuwenden. Daraus folgt allerdings auch eine hohe Antibiotikabelastung des Honigs, worunter die Gesundheit von Mensch und Biene leidet. Das betrifft vor allem Importe aus Lateinamerika und Asien, da der Einsatz von Antibiotika in der EU prinzipiell verboten ist.
Weitere Kontaminationsquellen sind aber auch Wiesen, Felder und Obstplantagen, die zum Beispiel mit dem Antibiotikum Streptomycin behandelt wurden. Damit können selbst Biohonige in unerlaubter Höhe mit Antibiotika belastet sein, wenn die Bienen ihren Nektar auf einer konventionellen Obstplantage gesammelt haben.
Ein weiterer entscheidender Grund für das Bienensterben ist der Einsatz von Pestiziden. Die Bienen werden durch den Einsatz von sogenannten “Schädlingsbekämpfern” geschwächt, vergiftet und getötet. Daher fordern Umwelt- und Imkerverbände seit langem ein Pestizidverbot bei Grünland.
Als Reaktion verordnete die EU im Jahr 2013, dass Pestizide nur noch eingeschränkt eingesetzt werden dürfen. Betroffen sind überwiegend Pflanzenschutzmittel der Firma Bayer. Diese hat gegen den Erlass der EU geklagt. Dabei wurde längst nachgewiesen, dass der Einsatz von Pestiziden ein Grund für das Bienensterben ist und zudem schwerwiegende Folgen für das gesamte Ökosystem nach sich zieht.
Das Leiden der Bienen beginnt bereits bei der Aufzucht und der Haltung. Diese weisen weitere Parallelen zur klassischen Massentierhaltung auf. Ähnlich wie es bei Schweinen, Hühnern, Rindern und Kühen der Fall ist, sind Bienen in der Massentierhaltung unnatürlichen Lebensbedingungen, genetischer Manipulation und stressigen Transporten ausgesetzt.
Die Flügel der Bienenköniginnen werden gestutzt, damit sie an den vom Menschen bereitgestellten Bienenstock gebunden sind. Damit werden auch die restlichen Bienen zu einem Leben in den sogenannten Magazinen gebunden, da sie ohne ihre Königin nicht wegfliegen würden.
Die Bienenköniginnen, welche die Eier legen und so für den Nachwuchs sorgen, teilen ein weiteres Schicksal mit den übrigen Tieren in der Massentierhaltung: Sie erreichen nur einen Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung. Die Königinnen können bis zu sechs Jahre alt werden, allerdings werden sie bereits nach einem Jahr getötet und durch junge, produktivere Königinnen ersetzt. Weiterhin leidet das Bienenvolk unter der schlechten Wasser- und Futterqualität, welche immer wieder in der Massentierhaltung kritisiert wird.
Da der Großteil der Honigwaben den Bienen weggenommen wird und sie sich deshalb nicht von ihrem eigenen Honig ernähren können, bekommen sie von den Imkern künstliche Ersatznahrung. Diese besteht hauptsächlich aus Zucker und Wasser und ist ein weiterer Grund, der die Tiere anfällig für Krankheiten macht. Der Honig enthält bestimmte Nährstoffkomponenten, die in der Ersatznahrung fehlen. So hilft er den Bienen zum Beispiel dabei, giftige Substanzen wie etwa Pestizide im Körper abzubauen.
In einem langwierigen Prozess verwandeln die Bienen Pollen und Nektar der Pflanzen in Honig, indem sie die aufgenommenen Pflanzenstoffe zu einem Sekret verdauen, welches sie daraufhin wieder erbrechen. Für knapp ein Kilogramm Honig muss ein Bienenvolk etwa zwei Millionen Blüten anfliegen. Dabei produziert eine einzelne Biene in ihrem Leben lediglich zwei Teelöffel voll Honig. All dies nehmen die Bienen auf sich, um ihr eigenes Volk am Leben zu erhalten, aber nicht, um Menschen ein Süßungsmittel bereitzustellen.
Entnimmt der Imker die Honigwaben, fehlt den Bienen ihre eigene Ernährungsgrundlage. Zudem sterben allein beim Entnehmen der Waben einige Dutzend Tiere. Die Bienen wollen ihren Honig verteidigen und sterben beim Versuch, den Imker zu stechen. Bei der maschinellen Ernte liegt diese Verlustrate noch höher. Das ist den wenigsten Konsumenten bewusst.
Die maschinelle Ernte kommt bei Großimkern zum Einsatz, zum Beispiel in Amerika. Dort läuft die Honigproduktion im großen Stil ab: Lediglich 5 % der Imker halten 95 % der Honigbienen. Die Tiere werden Tausende Kilometer durch das Land transportiert, um Gemüse- und Obstplantagen zu bestäuben.
Vor allem für Mandelbäume in Kalifornien, die dort in Monokulturen wachsen, werden die Bienen als “Arbeiter” benötigt. Plantagenbesitzer handeln entsprechende Verträge mit den Imkern aus und diese liefern die Bestäuberinnen. Da aus dieser Region 80 % der weltweiten Mandelernte stammen, sind auch die meisten Mandeln in den Ladenregalen hierzulande Teil der Bienenausbeutung.
Doch auch der Honig, den wir konsumieren, stammt nicht ausschließlich aus Deutschland. Laut dem Landwirtschaftsministerium liegt der bundesweite Pro-Kopf-Verzehr an Honig mit über einem Kilogramm pro Jahr weltweit an der Spitze. Das hat allerdings auch zur Folge, dass der lokale Markt die Nachfrage nicht decken kann.
So stammen etwa 80 % aus Importen, meist aus Lateinamerika, Spanien, Bulgarien und China. Gerade im Ausland läuft die Honigproduktion jedoch weder nachhaltig noch ethisch vertretbar ab. Dabei wird Honig vor allem in Lebensmitteln wie Cornflakes, Gebäck, Müsliriegeln, Bonbons und Soßen als Süßungsmittel eingesetzt.
Der beste Weg, das Leiden der Bienen zu verhindern, ist, keine Produkte, die Honig-Bestandteile enthalten, zu konsumieren. Die gute Nachricht ist, dass man weder zum Kochen noch zum Backen Honig braucht.
Für Honigliebhaber gibt es mittlerweile viele leckere pflanzliche Alternativen wie Agavendicksaft, Ahornsirup und Löwenzahnhonig. Mittels pflanzlicher Alternativen kann jeder durch seinen eigenen Konsum Einfluss auf die Nachfrage nach Honig und das Leben der Bienen nehmen.
Quelle: Vebu