In der Schwangerschaft verändert sich dein Körper und die Bedürfnisse deines Körpers.
So kann es durchaus vorkommen, dass du auf bestimmte Nährstoffe besonders achten musst und eventuell sogar die Zufuhr durch Tabletten/ Tropfen erhöhen oder bestimmte Lebensmittel reduzieren musst.
Ganz wichtig ist dabei die Absprache mit deiner Hebamme oder Ärztin/ Arzt deines Vertrauens. Durch die regelmäßige Blutentnahme während der Schwangerschaft kommen zu Niedrige oder zu hohe Werte schnell ans Licht und können behandelt werden.
Der höhere Bedarf an Nahrungsenergie während der Schwangerschaft wird oft überschätzt. Über die gesamte Schwangerschaft ist eine zusätzliche Energieaufnahme von etwa 250 kcal pro Tag ausreichend.1 Dabei sollten besonders Lebensmittel mit einer höheren Nährstoffdichte wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte bevorzugt werden, da diese im Verhältnis zur Energiemenge viele wertvolle Inhaltsstoffe liefern.
Eine durchschnittliche Gewichtszunahme von 9 bis 18 kg gilt während der Schwangerschaft als normal.2 Vegetarierinnen und Veganerinnen, die zu Beginn ihrer Schwangerschaft ein niedriges Körpergewicht aufweisen, sollten dieses durch eine stärkere Gewichtszunahme kompensieren.
Ab dem vierten Schwangerschaftsmonat erhöht sich der Proteinbedarf um etwa 20 %,1 da für das Wachstum des Fetus und der Plazenta ständig neues Gewebe gebildet werden muss. Für eine 60 kg schwere Frau entspricht dies einer empfohlenen täglichen Proteinzufuhr von 60 g.
Proteinreiche pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Vollgetreide, Nüsse und Ölsamen sollten gegenüber tierischen Lebensmitteln bevorzugt werden, da letztere meist mehr Energie, gesättigte Fettsäuren und Cholesterin enthalten. Die Proteinversorgung in der Allgemeinbevölkerung ist deutlich höher als notwendig, sodass auch bei einer vegetarischen Ernährung eine ausreichende Proteinzufuhr gewährleistet ist.3 Veganerinnen können ihren Proteinbedarf im Rahmen einer ausreichenden Energieversorgung über eine breite Auswahl pflanzlicher Lebensmittel decken.
Die langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren Arachidonsäure und Docosahexaensäure (DHA) spielen für die Entwicklung von Gehirn und Augen des Fetus eine bedeutende Rolle. DHA kommt vorrangig in Fischölen vor, kann in geringem Maße aber auch vom Körper selbst aus der essentiellen α-Linolensäure, die in pflanzlichen Ölen vorkommt, aufgebaut werden. In Abhängigkeit vom Eiverzehr werden auch mit einer lakto-(ovo-)vegetarischen Ernährung kleine Mengen an DHA aufgenommen.
Vegetarierinnen und insbesondere Veganerinnen sollten während der Schwangerschaft für eine sichere Zufuhr von α-Linolensäure sorgen, beispielsweise durch den Konsum von einem Teelöffel Leinöl täglich. Zur Verbesserung der Versorgung mit DHA kann vegetarisch-vegan lebenden Schwangeren zu einer zusätzlichen Aufnahme von DHA-reichen Mikroalgenölen geraten werden.
Vitamin A wird während der Schwangerschaft in zusätzlichen Mengen (1,1 mg Retinol-Äquivalent) für die Entwicklung des Fetus benötigt und kann vom Körper aus seiner Vorstufe, dem ß-Carotin, hergestellt werden.1 Gelbes, grünes und oranges Gemüse wie Möhren, Brokkoli und Aprikosen ist reich an ß-Carotin und trägt somit zu einer guten Vitamin-A-Versorgung von Schwangeren bei. Vor einer übermäßigen Zufuhr von Vitamin A über Nahrungsergänzungsmittel während der Schwangerschaft muss abgeraten werden, weil dadurch Schädigungen des Fetus auftreten können.
Für Vitamin D besteht während einer Schwangerschaft keine erhöhte Zufuhrempfehlung (20 µg pro Tag).1 Da auch ein Großteil der Allgemeinbevölkerung unzureichend mit Vitamin D versorgt ist, sollten besonders Schwangere auf eine ausreichende Zufuhr achten.
Vitamin D kommt nur in wenigen, besonders in fettreichen tierischen Lebensmitteln vor, sodass die Versorgung sowohl bei Veganerinnen als auch bei vielen Vegetarierinnen und Fleischesserinnen verbessert werden sollte. Bei ausreichender Sonneneinstrahlung kann es in der menschlichen Haut gebildet werden, in den sonnenarmen Monaten zwischen Oktober und März liefert die körpereigene Herstellung jedoch nicht ausreichend Vitamin D. Während dieser Zeit sollten daher auch Schwangere angereicherte Lebensmittel und/oder Nahrungsergänzungsmittel verwenden.
Mit dem steigenden Proteinbedarf erhöht sich auch der Bedarf an Vitamin B6 während der Schwangerschaft von 1,2 auf 1,9 mg pro Tag, da das Vitamin wichtige Funktionen im Aminosäurenstoffwechsel erfüllt. Vegetarisch-vegan lebende Frauen können ihre Vitamin-B6-Versorgung beispielsweise über den Verzehr von Bananen, Hülsenfrüchten, Vollgetreide, Walnüssen, Avocados, Ölsaaten und Kohl sichern.
Eine gute Versorgung mit Folat ist in der Schwangerschaft von besonderer Bedeutung, da das Vitamin die Teilung und Neubildung von Zellen beeinflusst. Dies ist vor allem für das Wachstum von Plazenta und Fetus sowie die gesteigerte Bildung von roten Blutkörperchen wichtig. Wird Folat im ersten Monat der Schwangerschaft nicht in ausreichendem Maß zugeführt, können schwere Schädigungen des Zentralnervensystems des Fetus die Folge sein (z. B. Neuralrohrdefekte). Aus diesem Grund raten die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und andere Fachgesellschaften bereits Frauen mit Kinderwunsch zu einer zusätzlichen Folsäureaufnahme von 400 µg sowie Schwangeren zu einer Steigerung der Folatzufuhr von 400 auf 600 µg pro Tag.1
Vegetarisch- vegan lebende Frauen sind meist besser mit Folat versorgt als Fleischesserinnen.4 Wichtige Quellen sind Gemüse (unter anderem grünes Blattgemüse, Kohl), Vollgetreide und Hülsenfrüchte. Da Folat durch Erhitzen und Sauerstoff (Lagerung) abgebaut wird, sollte etwa ein Drittel bis die Hälfte der Lebensmittel als unerhitzte Frischkost verzehrt werden.
Die Empfehlung für die Zufuhr von Vitamin B12 während der Schwangerschaft steigt von 3,0 auf 3,5 µg täglich.1 Ein Vitamin-B12-Mangel kann zu Schwangerschaftskomplikationen (u. a. Fehlgeburten) sowie schweren neurologischen Schäden des Kindes führen. Auch das Risiko für einen Neuralrohrdefekt sowie einen angeborenen Herzfehler des Kindes ist erhöht.
Im Rahmen einer lakto-(ovo-)vegetarischen Ernährung kann der Bedarf über den Verzehr von Milch(-Produkten) und Eiern gedeckt werden. Da Vitamin B12 nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht in ausreichender Menge über pflanzliche Lebensmittel zugeführt werden kann, sollten Veganerinnen angereicherte Lebensmittel,Vitamin-B12-Zahncreme und/oder Nahrungsergänzungsmittel verwenden. Empfehlenswert ist eine regelmäßige Überprüfung der Vitamin-B12-Versorgung anhand geeigneter Blutwerte.
Das in der vom VEBU und LOGOCOS entwickelten Zahncreme enthaltene Vitamin B12 wird direkt über die Mundschleimhäute aufgenommen, sodass die Vitamin-B12-Versorgung verbessert werden kann.
Die Empfehlung für die Zufuhr von Kalzium beträgt auch in der Schwangerschaft 1.000 mg pro Tag.1 Eine Unterversorgung hat zwar keine negativen Folgen auf die Kalziumversorgung des Fetus, setzt jedoch Kalzium aus dem mütterlichen Knochen frei. Dies wirkt sich negativ auf die Knochengesundheit aus. Neben der Kalziumaufnahme über die Nahrung sind auch eine ausreichende Vitamin-D- und Proteinzufuhr wichtig für die Kalziumversorgung.
Vegan lebende Schwangere, aber auch Vegetarierinnen und Mischköstlerinnen können ihre Versorgung über kalziumreiche Lebensmittel (Sesam, Nüsse, Amarant u. a.), mit Kalzium angereicherte Produkte (z. B. Soja- oder Hafermilch) sowie kalziumreiche Mineralwässer verbessern.
Während der Schwangerschaft sollten Frauen ihre Zufuhr von Eisen auf 30 mg pro Tag verdoppeln, da ein Eisenmangel zu Fehlgeburten und Mangelentwicklungen des Fetus führen kann.1 Diese von der DGE empfohlenen Mengen werden jedoch in der Praxis kaum erreicht.
Nicht schwangere Vegetarierinnen sind im Allgemeinen nicht häufiger von einem Eisenmangel betroffen als Fleischesserinnen.5 Studien ergaben jedoch, dass schwangere Vegetarierinnen im letzten Schwangerschaftsdrittel deutlich häufiger eine Eisenmangelanämie entwickelten als schwangere Mischköstlerinnen. Entsprechend sollten sie besonders auf eine gesicherte Eisenzufuhr achten. Gute pflanzliche Eisenlieferanten sind Hülsenfrüchte, Vollgetreide, Nüsse und Samen. Die Eisenaufnahme kann durch Kombination mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse verbessert werden. Eisenpräparate sollten nur bei einem diagnostizierten Eisenmangel verwendet werden.
Schwangere sollten ihre tägliche Jodaufnahme von 200 auf 230 µg erhöhen, um einer Unterversorgung des Fetus und Fehlgeburten vorzubeugen.1 Empfehlenswert ist auch für Schwangere die ausschließliche Verwendung von jodiertem Speise- oder Meersalz.
Bei einer lakto-(ovo-)vegetarischen Ernährung kann Jod zusätzlich über die Verwendung von Milchprodukten aufgenommen werden. Außerdem kann die gelegentliche Verwendung von Meeresalgen mit moderatem Jodgehalt oder Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein. Sicherheitshalber sollten vegetarisch-vegan lebende Schwangere ihre Jodversorgung überprüfen lassen.
Zur Deckung des Zinkbedarfs in der Schwangerschaft wird eine Steigerung der Zufuhr von 7 auf 10 mg pro Tag empfohlen.1 In Studien wurde bei schwangeren Vegetarierinnen ein leichter Zinkmangel seltener beobachtet als bei Fleischesserinnen.6 Dennoch sollten vegetarisch und besonders vegan lebende Frauen auf eine ausreichende Zinkversorgung achten. Gute pflanzliche Zinkquellen sind Vollgetreide, Hülsenfrüchte, Ölsamen und Nüsse.
Quelle: VEBU